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Vorläufiges Insolvenzverfahren für die Erntebrot GmbH eröffnet - Geschäftsbetrieb läuft weiter
Döbeln: Das vorläufige Insolvenzverfahren für die Erntebrot GmbH mit Sitz in Döbeln wurde am 10. Juli 2019 angeordnet. Der Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens ist am 8. Juli beim Amtsgericht Chemnitz eingereicht worden. Parallel wurde bereits ein Investorenprozess eingeleitet. Thomas Beck, Kanzlei Beck Rechtsanwälte, wurde zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Das mittelständische Unternehmen um die beiden Geschäftsführer Alexander Großmann und Elke Lehmann war bereits im Jahr 2016 in eine Krise geraten und beantragte im Februar desselben Jahres ein gerichtliches Sanierungsverfahren. Damit die Großbäckerei wieder wettbewerbsfähig wird, erarbeitete man eine Vielzahl von finanz-, betriebs- und leistungswirtschaftlichen Maßnahmen im Rahmen der Sanierung mittels Insolvenzplan, der im Januar 2017 von der Gläubigerversammlung einstimmig angenommen wurde. „Leider konnten einige Regelungen dieses Insolvenzplans nicht vollständig erfüllt werden. Dies lag vor allem daran, dass es trotz zahlreich geführter Gespräche nicht gelungen war, eine der Umsatzgröße entsprechende Liquiditätsausstattung zu sichern. Erschwerend kamen die anhaltend angespannte wirtschaftliche Lage der Bäckereibranche sowie konjunkturelle Schwankungen hinzu – sodass ein erneuter Antrag am 8. Juli 2019 unausweichlich war“, erklärt Geschäftsführer Großmann. Der Geschäftsbetrieb mit den insgesamt 183 Mitarbeitern wird vollumfänglich fortgeführt. Die gesamte Belegschaft sowie Lieferanten und Geschäftspartner sind unterdessen informiert worden. „Besonders erfreut hat uns die außerordentlich positive Reaktion der Mitarbeiter im Rahmen der heutigen Versammlung gemeinsam mit der Geschäftsleitung. Alle haben signalisiert, dass sie voll und ganz hinter der Erntebrot GmbH stehen“, ergänzt Insolvenzverwalter Thomas Beck. „Wir arbeiten auf Hochtouren an einer dauerhaften Lösung zum Erhalt des traditionsreichen Bäckereiunternehmens. Gemeinsam werden wir die Chance auf einen erfolgreichen Neustart nutzen. Die positiven Aussichten sind neben dem Rückhalt der Mitarbeiter und Geschäftspartner vor allem damit zu begründen, dass es nach dem vergangenen Sanierungsverfahren gelungen war, neue Großkunden zu gewinnen. Auf diese bereits in den vergangenen Monaten zahlreich umgesetzten Sanierungsmaßnahmen werden wir aufbauen.“
Treuer Kunden- und Lieferantenstamm
Die Erntebrot GmbH deckt die gesamte Wertschöpfungskette der Backwarenindustrie vom Zutateneinkauf über die Produktion bis hin zum Vertrieb in den eigenen Filialen ab. Davon betriebt die Bäckerei insgesamt 35 Filialen in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg. Einen weiteren Verkaufsstandort betreibt die Erntebrot GmbH am Produktionsstandort in Döbeln. Das mittelständische Unternehmen verfügt über eine namhafte Anzahl an Großkunden, die schwerpunktmäßig in den Bereichen Discount, Lebensmitteleinzelhandel und soziale Einrichtungen tätig sind. Darüber hinaus erfolgen Lieferungen an kleinere Kunden, zum Beispiel im Rahmen des Catering oder des Direktvertriebs über die Homepage. Das Unternehmen verfügt über einen etablierten, überschaubaren Kreis von Lieferanten, bei denen man im Wesentlichen auf eine langjährige Geschäftsbeziehung zurückblicken kann.
Erntebrot: Lange Tradition
Die Geschichte von Erntebrot reicht bis in die 1920er Jahre zurück. 1990 gründete der Konsumgenossenschaftsverband Leipzig die „Erntebrotverwaltungs-GmbH“, die Umfirmierung in die jetzige Erntebrot GmbH erfolgte im Jahr 2000. Seit 1993 ist das Unternehmen in Familienhand. Das ehemalige Kombinat mit mehr als 1.500 Mitarbeitern in einen modernen und wirtschaftlichen Handwerksbetrieb umzugestalten, war ein langer und kostenintensiver Weg. Zusätzlich investierte Erntebrot fortlaufend in die Weiterentwicklung des Unternehmens.
Angespannte wirtschaftliche Situation in der Bäckereibranche
Wie in vielen Bäckereien war die wirtschaftliche Lage allerdings angespannt – bedingt durch den starken Konkurrenzdruck innerhalb der Branche aufgrund der ständig steigenden Zahl an Backstationen in Discountern sowie einen daraus resultierenden harten Preiskampf. Erntebrot bemühte sich bereits zu dieser Zeit um eine Sanierung. 2015 verschärfte sich die Situation, vor allem durch die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns. Ende Februar 2016 musste das Unternehmen aufgrund akuter wirtschaftlicher Schwierigkeiten schließlich Insolvenz anmelden. Im Zuge des damaligen Verfahrens wurden umfassende Restrukturierungsmaßnahmen eingeleitet, welche insbesondere die Reduzierung des Filialbestandes sowie entsprechende Personalanpassungsmaßnahmen vorsahen.
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Rechtsanwalt Thomas Beck
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